Impressionen Camino de Levante
Spiegel der Sonne -
La Albufera de Valencia
Von Bernd Koldewey (Text/Fotos)
Die Araber nannten die Lagune La Albufera, das kleine Meer, oder in ihren Gedichten den Spiegel der Sonne. Sie liegt nur ca. 10 km südlich vor den Toren Valencias. Heute unter anderen eines der schönsten Naturschutzgebiete in Spanien. An vielen Tagen im Jahr, wenn sich über der Lagune die Sonne erhebt und der blaue Himmel von ein paar weißen Wolken durchzogen wird, spiegelt sich der märchenhafte Traum der Araber wider und man spürt die mystische Anziehungskraft, die vom See ausgeht.
Diese mystische und märchenhafte Gegend um die Lagune La Albufera (arabisch: al-buhayra) und die traumhafte Landschaft des Feuchtgebiets wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Für mich stand fest, wenn ich den Camino de Levante erkunde, auch die Ortschaft El Palmar und die Lagune Albufera zu besuchen. Kein anderer konnte die Landschaft und die Menschen so gut beschreiben wie der bekannte spanische Schriftsteller Vicente Blasco Ibañez.

El Palmar, Anfang des 20. Jahrhunderts Fischerboote („Vela Latina”)
In eindrucksvollen Geschichten schilderte er in seinen Büchern „Schilf und Schlamm“ und „Sumpffieber“ Schicksale der Menschen, die hier im 19./20. Jahrhundert ganz in der Nähe der Albufera-Lagune lebten und ein einfaches und bescheidenes Leben führten. Das tägliche Überleben der schwer arbeitenden Fischer und Reisbauern dort war geprägt durch Konflikte, die sie auch untereinander hatten. Denn die Reisbauern wollten immer mehr Reis anbauen, dadurch sahen die Fischer ihre Fischbestände bedroht. Alle lebten von ihrer Ernte auf den Feldern und ihrem Fang in der Lagune. Sie verkauften ihre Waren an Einheimische und an die Menschen, die in der Provinzhauptstadt Valencia lebten.
 
Mirador de „El Pujol“ La Albufera de Valencia
Für viele Menschen wurde die La Albufera im Laufe der Zeit ein erträglicher Lebensraum, fernab der hektischen Provinzhauptstadt Valencia und ganz in der Nähe des Mittelmeers. Zwischen El Saler und El Palmar erstreckt sich eine schmale Landzuge mit Dünen und ein Wald mit Kiefern und Pinien (Dehesa del Saler). Direkt dahinter befindet sich der große Süßwassersee „La Albufera“.
 
Reisfeld in der Albufera de Valencia Reisähren
Umgeben ist der See von riesigen Reisfeldern und Anbaugebieten von Zitrusfrüchten. Die fruchtbaren Felder sind durchzogen von unzähligen Kanälen, an deren wüchsigen Ufern sich eine mächtige Schilflandschaft breit gemacht hat. Das Naturparadies La Albufera ist zusammen mit den naturbelassenen Inseln auf dem See ein Refugium für Hunderte von Vogelarten, darunter viele Zugvögel, die hier ihre Quartiere haben. Die einzigartige Fauna und Flora bietet auch Platz für viele andere Arten der Tierwelt.
 
Fischfang in der Albufera Gola del Pujol
Die Menschen, die damals hier lebten, wohnten in ihren traditionellen kleinen strohbedachten Bauernhäusern (Barracas). An ihren eigenen Bootstegen lagen die speziellen Fischerboote, die „Vela Latina” oder auch die „Albuferenc“, die sie für den Fischfang und für die Transporte einsetzten. Die Waren Fisch und Reis wurden früher in Kisten und Säcken über die vielen Kanäle oder über den See transportiert. Auch heute noch sieht man sie, z.B. in den Orten El Palmar, Catarroja und Silla, oder über die vielen Kanäle fahren.
 
Albufera-Boote Hafen El Palmar
Es sind kleine Boote ohne Kiel, die mit einem typischen schrägen Mast und einem Dreieckssegel ausgestattet sind. Zwar hat man heute einen Außenborder, doch oft nutzt man die langen Stangen und gleitet so durch die Kanäle und den nur 1 m tiefen See. Mit Reusen und Netzen im Gepäck werden Aale, Seebarsche und andere Fischarten gefangen. Heute können sich Touristen mit einem Barquero (Ruderer) über den See schaukeln lassen. Er fährt sie mit einem Außenborder zur Mitte des Sees und an Stellen, die mit vielen hölzernen Pfählen bestückt sind, auf deren Spitzen sich oft Lachmöven, Silbermöven und Fischreiher befinden. Auch die kleinen Inseln werden angefahren, ein Naturparadies der Extraklasse, hier können Sie Spaniens Wildnis genießen.
 
Boote im Hafen, El Palmar Albufera-Boot
Die Albufera von Valencia ist eine traumhafte Region und ein riesiger Naturpark, hier kann man sich vom großstädtischen Treiben oder vom Sonnenbaden an den vielen Stränden von Valencia erholen. An vielen Stellen der Albufera findet man Oasen der Ruhe und der Stille. Dem Klang der Natur zu folgen und die Weiten des Sees zu genießen, ist ein echtes Vergnügen und man spürt trotz Industrialisierung und Hightech des 21. Jahrhunderts, wie schön es ist, noch einen Naturraum zu haben. Und mit etwas Glück können Sie hier Vogel- oder Wildentenschwärme über den See gleiten sehen. Auch die vielen Sonnenauf -und untergänge sind echte Höhepunkte des Besuchs der Lagune Albufera.
 
Gehöft in El Palmar Altes Haus (Barraca), El Palmar
Das Fischerdorf El Palmar liegt an der südöstlichen Seite der Lagune und ist bequem mit dem Metro-Bus 190a von Valencia aus in nur 40 Minuten zu erreichen. Von hier hat man nicht nur die Möglichkeit eine Bootsfahrt auf dem Albufera-See zu unternehmen, sondern man sollte sich auch das wunderschöne Städtchen ansehen. Vom zentralen Platz der Plaça de la Sequiota mit schönem Brunnen und den einladenden Restaurants hat man eine gute Gelegenheit den Ort zu erkunden.
 
Fischerdorf El Palmar Kanal in El Palmar
Mit einigen schönen Gassen, einem typischen noch erhaltenen Bauernhaus (Barraca) und natürlich der Iglesia Parroquial del Niño Jesús del Huerto (1895) bekommt man die ersten Eindrücke zu einem sehenswürdigen Fischerdorf. Auch ein kleiner Spaziergang an den zwei Kanälen entlang, die durch die Ortschaft fließen, lohnt sich. Hier kann man in einem der vielen Restaurants sitzen und die Albufera-Boote bestaunen. El Palmar ist natürlich bekannt für seine gute valencianische Küche. Als Stadt der „Paella Valenciana“ mit den pikanten Zutaten wie Huhn, Kaninchen oder Hummer, ist es vielleicht ein Muss, sich in eins der Restaurants zu setzen, um die vielen Köstlichkeiten zu probieren.

Altes Ölgemälde "El Palmar"
Fazit meines Besuchs: Ein Tagesausflug, der sich für mich wirklich gelohnt hat. Denn von hier konnte ich der Lagune Albufera, dem Spiegel der Sonne, ganz nahe sein. Es ist wirklich wie das Betrachten in einem Spiegel, man erkennt die wahre Schönheit. Die einzigartige Natur ist ein Geschenk für uns Menschen, man sollte sie erhalten und nicht zerstören.
Buen Camino!
Reisereportage: Camino de Levante (1)
Valencia, eine Perle am Mittelmeer
Reisereportage: Camino de Levante (2)
Naturpark L'Albufera und die L'Huerta de Valencia
Von Valencia bis nach Algemesi
Reisereportage: Camino de Levante (3)
Durch das Land der Orangen - Von Algemesi bis nach Xàtiva
Reisereportage: Camino de Levante (4)
Die Via Augusta - Westwärts Richtung Almansa
Von Xàtiva bis nach La Font de la Figuera
Herne, Oktober 2014
|

Via Podiensis
Camino Francés
Camino Finisterre
Via de la Plata
Camino Sanabrés
Camino Primitivo
Camino de Levante

Autorenporträt (Vita)

Reisereportage:
Camino de Levante (1)
Valencia, eine Perle
am Mittelmeer

Reisereportage:
Camino de Levante (2)
Naturpark L'Albufera und
die L'Huerta de Valencia
Von Valencia bis nach Algemesi

Reisereportage:
Camino de Levante (3)
Durch das
Land der Orangen
Von Algemesi bis nach Xàtiva

"Seid Hüter der Schöpfung und der Umwelt!"
Papst Franziskus
|